„Der rote Pullover“
Wenn die Tür des Cafés sich öffnete und Gäste eintraten, spürte man den schon kühlen Herbstwind, der vor dem Fenster die Blätter tanzen ließ.
Ein junger Mann in einem roten Pullover saß in Gedanken versunken am Tisch und beobachtete das Spiel, wie es der Herbst so oft mit sich bringt!
Erneut kam von der Tür ein Windstoß; ein junges Mädchen trat ein. Sie versuchte vergeblich, ihre vom Wind zerzausten langen braunen Haare, die um ihr schönes ovales Gesicht fielen, zu bändigen.
Ihre dunklen, unergründlichen Augen schauten in den Raum, ihr Blick fiel mit einem Lächeln auf den jungen Mann. Er glaubte sie schon einmal gesehen zu haben, war sich aber nicht sicher, wo das hätte sein können. Da sie in seiner Nähe stand, erhob er sich und bat sie, an seinem Tisch Platz zu nehmen! Sie setzte sich zu ihm, bedankte sich und lächelte ihn stumm an…
Sie erinnerte ihn an jemanden. Täuschte er sich? War es ein Zufall, wie er so oft mit den Menschen spielt? Ihre Blicke genügten, um zu dieser späten Abendstunde ein Glücksgefühl heraufzubeschwören… Mit leiser Stimme kamen sie ins Gespräch. Die Zeit hingegen blieb nicht stehen. Als kurz vor Mitternacht draußen ein Glockenschlag die Stille durchbrach, waren sie noch im Gespräch. Er hielt ihre schlanke hübsche weiße Hand in der seinen, leise auf sie einsprechend…
OH, sagte sie plötzlich, als die Glocken wieder verklungen waren, ich muss gehen. Sie standen auf und traten in der schon tiefen Nacht vor das Café, wo noch immer der Wind wie ein wildes Tier fauchte.
Wo wohnen Sie, darf ich sie begleiten, fragte der junge Mann, während er sein Motorrad anspringen ließ.
Ja, gern, lächelte sie, es ist nicht weit. Aber mich fröstelt es fürchterlich!
Er hängte ihr seinen roten Pullover um, sie lächelte ihn dankbar an, stieg hinten auf das Motorrad und schlang ihre Arme um ihn; so fuhren sie davon und verschwanden bald in der Nacht…
Wo darf ich sie absetzen, fragte er sie. Bald, erwiderte sie ihm. Ich sage es ihnen!
Schon waren sie am Stadtrand, die wenigen Häuser die man sah, verloren sich in der Dunkelheit, als sie ihn bat: Hier bitte, wir sind angekommen! Darf ich sie wiedersehen, fragte er, als sie abstieg. Aber sie lächelte nur und verschwand wie von der Nacht verschluckt.
Der junge Mann sah sich verblüfft um; nirgendwo ein Haus, nur ein schmaler Weg führte ins Endlose, vom Nebel verborgen!
Der Pullover, dachte er. Ach, dann würde er sie sicher wiedersehen, sie wird ihn ins Café zurückbringen…
Schon wendete er sein Motorrad, als ihm der Gedanke kam: Aber wo wohnt sie nur, da ist kein Haus? Er lenkte sein Motorrad herum, fuhr zurück bis zu der Stelle, wo er sie verlassen hatte…, er sah den schmalen Weg und fuhr ihn entlang.
Schwarze Äste hingen tief bis auf den Weg, der Wind wirbelte ihm das feuchte Laub ins Gesicht… Er konnte fast gar nichts sehen, die Finsternis verbarg alles. Plötzlich sah er im Scheinwerferlicht des Motorrades seinen roten Pullover!
Er hing am Torgitter eines Friedhofes…
(Nur für mich 🙂
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